Makurdi / Rom / Regensburg, 17. Juni 2025.
200 Menschen oder mehr sind bei einem Blutbad an Christen in Nigeria getötet worden. Papst Leo XIV. erinnerte in seinem jüngsten Angelus speziell an sie. Nun sind Überlebenden des Massakers im Bundesstaat Benue in großer Not und schwer verängstigt. „Sie haben unvorstellbare Gewalt erlitten und gesehen“, sagte ein Priester der Diözese Makurdi, in der sich der Gewaltakt ereignete, dem vatikanischen Fidesdienst.
„Den Überlebenden fehlt es nun an allem, von Lebensmitteln bis zu Kleidung, von Matratzen bis zu Decken und Medikamenten“, so Remigius Ihyula, Koordinator der Kommission für Entwicklung, Gerechtigkeit und Frieden der Diözese Makurdi im Bundesstaat Benue im zentral-östlichen Teil Nigerias. Papst Leo XIV. hatte an die rund 200 Todesopfer des Massakers am Sonntag beim Angelusgebet erinnert.
Die Menschen seien Vertriebene gewesen, die schon einmal vor islamisch geprägten Gewalttätern geflohen waren und in der katholischen Mission von Yelwata in der Region Gouma aufgenommen wurden. Islamische Fulani-Hirtenbanden hatten sie nach Angaben des Priesters von ihren Feldern verdrängt. Die Vertriebenen, nach Angaben des Priesters mehrere Hundert, hätten Zuflucht in einer Einrichtung der Pfarrei St. Joseph gefunden, die dann in der Nacht auf den 14. Juni von einer Gruppe Fulani-Hirten verwüstet wurde.
Anhaltendes Blutbad
Laut Pater Ihyula wurde das Massaker in den internationalen Medien wegen der hohen Zahl der Todesopfer thematisiert, „doch hier erleben wir ein anhaltendes Blutbad. An einem Tag töten sie drei Menschen, an einem anderen zehn.“ Er teile auch nicht die in der westlichen Presse häufiger vertretene Ansicht, wonach „die Fulani-Hirten Opfer des Klimawandels“ seien, fuhr der Priester fort. Dieser Interpretation zufolge zwinge der Klimawandel die Fulani-Hirten dazu, nach neuem Land und Wasserquellen für ihr Vieh zu suchen und das Land der Bauern gewaltsam zu besetzen. „Nein, so ist es nicht. Die Fulani-Hirtenbanden werden von einer islamistischen Ideologie motiviert. Sie wollen das Land christlicher Bauern erobern, um dort einen islamischen Staat zu errichten.“ Er selbst habe als Leiter der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der Diözese Makurdi den Dialog mit den Fulani gesucht, doch sie hätten abgelehnt.
Die Ackerbauern in den mittleren und nördlichen Landesteilen Nigerias wünschen sich mehrheitlich Freiden, Ruhe und Gerchtigkeit. In der Rolle der Angreifer sind regelmäßig die Viehtreiber, die Land und immer mehr Land fordern. Diese Hirten vom Stamm der Fulani bekennen sich zum Islam. In der Tat überlagern sich in den Konflikten mit den Fulani-Hirten aber verschiedene Motive. Es geht nicht nur um einen Glaubenskoflikt. Auch Landnutzung, Ethnie und die wachsende Bevölkerung spielen eine Rolle. Nigeria ist ein multiethnischer Staat, in dem Islam, Christentum und Stammesreligionen nebeneinander in einem spannungsreichen und immer wieder gewaltgeprägten Verhältnis existieren.
Text: Vatican News / sig
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